Das sind alles Objekte des Vergangenen, Verlorenen und Abwesenden.
In dieser Weise funktioniert die Erinnerung als Medium der Verwahrung, Archivierung, Sammlung, als vermittelnde Substanz.
In dem Kapitel „Narrative, Memory, and Slavery,“ des Buches „Picture Theory“, behandelt Mitchell die Vorstellung von Erinnerung als direkte Repräsentation der Vergangenheit. Für Mitchell ist Erinnerung nicht wegen dem interessant was es uns sagt, sondern vielmehr dafür, was es vor uns verborgen hält. Das Gedächtnis unterliegt einem steten Wandel so auch wir. Während moderne Psychologen, Neurologen und Mediziner versuchen zu verstehen wie der Geist erhaltene Information gliedert und verwaltet, einige Teile davon unterbewusst behält ohne offensichtlichen Grund und Nutzen, hat das Gedächtnis in der Antike etwas geplantes und kontrolliertes an
sich. Man denke nur an die Redner und ihre raumorientierten Hilfskonstrukte, Gedächtnisgebäude um eine lückenlose, fehlerfreie Rede halten zu können. Fast so als ob sich unsere Erinnerungen an Orten festmachen oder aufhalten.
Diese Idee kommt später auf, in der Legende über den Ursprung der Malerei in naturalis historia von Plinius dem Älteren. Es ist die älteste vollständig überlieferte systematische Enzyklopedie von 77 nach Christus und beschreibt in Buch 35, Kapitel 43 den Ursprung der Skulptur und Zeichnung.
Frances Muecke beschreibt die überlieferte Legende so: „ According to the legend, drawing was discovered by the daughter of a Corinthian potter. About to be seperated from her lover, she
discovered that she could preserve his likeness by tracing the outline of his shadow cast on the wall.“
1 Später hat der Vater die Umrisszeichnung mit Ton gefüllt und ein Halbrelief erstellt ,das er später brannte.
„ these Arts seem to have proceeded out of a desire of prolonging the memory of the deceased, or else of them whose absence would be most grievous unto us without such a remembrance.“
2 So verstand die Kunst etwas Ephemeres in etwas Ewiges umzuwandeln.
Hat Erik Davis in seinem Buch Techgnosis, gerade die aggressive
Computerisierung unserer Welt als Ausgangspunkt für die Rückkehr zu unseren animistischen Wurzeln genannt. Paradoxerweise bringt die kalte autistische Gegenwart des Cyperspace uns dazu Sensualität wieder wertzuschätzen. Laut De Landa ist das Schlüsselwort in jedem zeitgenössischem Materialismus (so auch dem materialistischem Animismus ) die Morphogenese, also das Entstehen von Form. Die überzeugenden visuellen Oberflächenstrukturen des HD haben eine lebhafte und vergänglichen Sinneseindruck vermittelt der uns von der
Belebtheit von allem überzeugt und Anwesenheit bzw. Wahrheit in seiner Abwesenheit simuliert.
1,2 Frances Muecke:“Taught by Love”: The Origin of Painting Again. The Art Bulletin. Volume 81, Issue 2, 1999.